Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Das Geheimnis um E-Klettersteige ist gelüftet! Fazit: absolut machbar. Ein weiterer, persönlicher Mythos zerstört…
Schwer motiviert, mich an diese Aufgabe zu wagen, mache ich mich mit Tina und Daniel im Gepäck an einem Samstag im August auf den Weg nach Griffen. Der „schwerste Klettersteig Kärntens und der schwerste E-Klettersteig der Ostalpen“ – solche Attribute erfüllen ihren Zweck zu Recht: abschreckend zu wirken.

Doch wir lassen uns nicht abschrecken. Kondition und Verfassung passen. 120 Höhenmeter klingen zwar wenig, doch die Wand wird recht geschickt ausgenützt: zuerst klettert man über die ganze Breite nach rechts, dann zurück nach links. Klingt monoton? Ist es nicht. Insgesamt ergeben sich dadurch 450 Klettermeter.
- Topo und Tourenbeschreibung zum Klettersteig Burg Griffen
- Zustieg: 5 Minuten
- Schwierigkeit: E
- 450 Klettermeter
- Fazit: Schön kraftig

Schon gut drei Wochen davor hatte ich einen Abstecher zur Burgruine Griffen und zum Klettersteig-Einstieg gemacht. So verlockend die Tour damals auch erschien, die Voraussetzungen waren es umso weniger. Ein heißer Sommernachmittag, an dem die Sonne unbarmherzig in die Südwestwand knallt, ist ganz bestimmt nicht der geeignete Zeitpunkt, um in einen schweren Klettersteig einzusteigen.

Doch diesmal stimmt alles: Die Temperaturen sind angenehm an diesem Samstag, wenn auch etwas schwül, es ist bedeckt, wir sind ausgeruht und vor allem früh genug dran. Der Zustieg dauert nur wenige Minuten. Die ersten Meter starten dafür gleich knackig mit C/D und D. Den Notausstieg, der nach den ersten Metern direkt nach oben zum Ausstieg führt, brauchen wir nicht. Ab da wird der Steig aber zunehmend schwerer. Selbst wenn man sich von Zeit zu Zeit in der Rastschlinge ausruht, sind die Oberarme und vor allem die Haut an den Händen stark gefordert.

Vor dem Wendepunkt gibt es als willkommene Abwechslung eine kurze A/B-Passage. Diese Erholungspause braucht man auch, denn ab dem Richtungswechsel werden die Arme erst richtig gefordert. Ab dann kommt nämlich eine weite Passage, die mehr oder wenig ständig überhängt (D/E bis E). Steigen muss man auf recht kleinen Tritten oder ganz auf Reibung. Der Vorteil: Nach diesem Abschnitt kamen uns die darauffolgenden D- und C/D-Passagen richtig leicht vor.


Was auch gut ist, denn zu diesem Zeitpunkt machten sich bereits Abnutzungserscheinungen an unseren Händen bemerkbar. Zum Abschluss warten noch zwei liebe Gags: Man wird mit einer Hängebrücke und mit einer Espressomaschine am Ausstieg belohnt, die an den Felsen zementiert ist. Und mit einem herrlichen Bier in der Schlosstaverne! Golden ist die Espressomaschine übrigens nicht. Aber wie die glänzt, in Anbetracht des geschafften Klettersteigs!

Ohne Vorbereitung klettert sich ein E-Steig natürlich nicht. Es hilft enorm, wenn man weiß, wie man am langen Arm klettert, wie man richtig steigt und auch kleinste Tritte gut und kraftsparend ausnützt. Und auch, falschen Ehrgeiz gleich über Bord zu werfen. Selbstüberschätzung ist hier fehl am Platz.

Peakclimber, der direkt hinter uns geklettert ist, hat übrigens ein cooles Video von dem Steig gemacht. Gegen Ende hat er uns drei sogar verewigt:
Und noch ein Wort zum Schluss: Klettersteige sind, wenn sie schwieriger werden, ein Kraftakt. Klar ist es auch für mich spannend, das mal auszuprobieren, wie weit ich gehen kann und ob ich das schaffe. Aber mit Klettern haben sie, je schwieriger sie werden, wenig bis gar nichts zu tun. Letztlich hangelt man sich ja doch nur am Stahlseil entlang und nicht die Technik, sondern einzig die Armkraft entscheidet darüber, ob man einen extrem schweren Klettersteig schafft oder nicht. Warum es einen deutlichen Trend gibt, immer noch schwierigere Klettersteige einzubohren, wird mir ein Rätsel bleiben. Aber im Herzen bin ich halt doch mehr Kletterin als Klettersteiggeherin…

